Alle Jahre wieder
kommt das Christuskind
auf die Erde nieder,
wo wir Menschen sind.
Kehrt mit seinem Segen
ein in jedes Haus,
geht auf allen Wegen
mit uns ein und aus.
Ist auch mir zur Seite
still und unerkannt,
dass es treu mich leite
an der lieben Hand.

„Alle Jahre wieder“ zählt zu den bekanntesten deutschsprachigen Weihnachtsliedern. Der Pfarrer und Liederdichter Wilhelm Hey (1789-1854) hat es 1837 geschrieben. Der Text ist schlicht und die Botschaft auch für Kinder leicht verständlich. Die Melodie stammt vom Komponisten und Musikpädagogen Friedrich Silcher (1789-1860).
Alle Jahre wieder… feiern wir Weihnachten. Schon Wochen vor dem Fest klingt weihnachtliche Musik durch die Straßen, der Duft von gebratenen Äpfeln, Nüssen und Glühwein durchzieht die Luft, warmes Kerzenlicht und funkelnde Sterne verbreiten feierliche Stimmung.
Alle Jahre wieder… hetzen wir im Advent durch überfüllte Kaufhäuser und schieben uns dicht gedrängt über traditionelle Weihnachtsmärkte, immer auf der Suche nach passenden Geschenken.
Alle Jahre wieder… schmücken wir den Weihnachtsbaum, backen Kekse und Stollen, planen das Essen und die Verwandtenbesuche und dekorieren unsere Häuser und Gärten.
Alle Jahre wieder… betreiben wir einen immensen Aufwand für diese kurze Zeit, die oft gar nicht so feierlich und harmonisch ist, wie sie sein sollte und wie wir es erhofft hatten.
Alle Jahre wieder… dieselbe Prozedur, das gleiche Zeremoniell, das gewohnte Ritual – so vertraut wie „Dinner for One“ an Silvester. Und doch ist Weihnachten mehr, als eine eingespielte Tradition, mehr als teure Geschenke und mehr als eine Familienfeier mit gutem Essen und ein paar arbeitsfreien Tagen am Jahresende.
Alle Jahre wieder… feiern wir die Geburt eines Kindes, das vor über 2.000 Jahren in einem Stall in Israel zur Welt kam. In seinem Sohn Jesus Christus kam Gott zu seinen Menschen, um uns zu begegnen, zu segnen und zu vergeben. Ein Grund zum Feiern – alle Jahre wieder. Denn das Christuskind kam als Heiland „auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind“ – mitten hinein in die Zerrissenheit dieser Welt, mitten hinein in Neid und Streit, Missbrauch, Unrecht und Gewalt. Seine Liebe versöhnt uns mit Gott, miteinander und mit uns selbst. Allerdings kommt Gottes Sohn nicht „alle Jahre wieder“ zu einer weihnachtlichen Stippvisite auf die Erde, um uns den Rest des Jahres allein zu lassen mit unseren Zweifeln, Ängsten und Sorgen, mit unseren Brüchen, unserem Scheitern, unserer Schuld. Vielmehr hat uns der Prophet Sacharja versprochen:
„Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der HERR.“
Sacharja 2,14

Ja, das Christuskind „kehrt mit seinem Segen ein in jedes Haus“, aber nicht zum jährlichen Blitzbesuch. Jesus will kein flüchtiger Weihnachtsgast in unserem Leben sein, er will bei uns wohnen – ständig und dauerhaft. Er will unser Leben teilen – die guten Zeiten, die uns Freudemachen, aber auch die schweren Zeiten, die uns Angst machen, traurig und unsicher. Gott ist bei uns in Freud und Leid, in Erfolg und Niederlage, im Gelingen und im Zerbruch. Das ist die Freudenbotschaft von Weihnachten. Sie will unser Herz erreichen, „alle Jahre wieder“, denn der Herr „geht auf allen Wegen mit uns ein und aus.“ Das ist ein ermutigender Zuspruch und ein echter Grund zum Feiern!
Ein fröhliches Weihnachtsfest und einen zuversichtlichen Start ins Neue Jahr wünscht Ihnen
Pastor Roland Hölzl
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